Tag 1–3: Rhodos – Ruhe vor dem Sturm

Drei Tage Rhodos. Drei Tage Sonne, Meer, Motorroller und griechischer Kaffee im Schatten alter Mauern. Ich ließ meinen neuen Scania S auf dem Hof der TUKS-Niederlassung stehen und gönnte mir die Art Pause, die man als Chef und Fahrer viel zu selten hat.

Mein Lieblingsmoment: Ein Sonnenuntergang in Lindos, ein Teller gefüllte Weinblätter, ein stiller Blick auf das flackernde Meer. Ich hätte ewig bleiben können. Doch das Telefon vibrierte: Frachtauftrag eingetroffen.

Tag 4–6: Rhodos → Bastia – Die Jacht und das Chaos

Der Auftrag: eine 6,5-Tonnen-Jacht von Griechenland nach Bastia auf Korsika. Ich holte den passenden Tieflader-Trailer ab, den wir über einen griechischen Partner geordert hatten.
Bereits beim Verladen merkte ich: das wird kein Spaziergang. Enges Werftgelände, nervöse Arbeiter, ein zu kurzer Gabelstapler. Zwei Stunden Verzögerung, ein fast überfahrener Werkzeugkoffer, aber am Ende stand die Jacht sauber auf dem Trailer.

Die Route war lang: Piräus → Thessaloniki → Skopje → Belgrad → Triest → Genua.
Unterwegs:

  • In Skopje geriet ich nachts in eine Polizeikontrolle. Freundlich, aber gründlich. Die Beamten wollten alles sehen – selbst die Frachtpapiere auf griechisch.
  • In Slowenien fing ich mir fast einen Ast in die Frontscheibe – ein umgestürzter Baum nach einem kurzen, aber heftigen Gewittersturm.
  • In Norditalien, kurz vor Genua, dann der Klassiker: Stau auf der A7, 17 km wegen Tunnelarbeiten. Ich parkte auf einer Notspur, stellte den Motor ab und kochte mir im Führerhaus Pasta aus der Dose – mit Parmesan, den ich aus Thessaloniki mitgenommen hatte. Improvisation pur.

In Genua dann die Fähre nach Korsika. Die Überfahrt war ruhig, aber ich traf auf dem Schiff einen Franzosen, der früher bei einer Partnerfirma von TUKS gearbeitet hatte.
Wir quatschten stundenlang – alte Routen, alte Kollegen. Ob er wechseln will? Ich versuchte ihn wieder zu überzeugen. Vergeblich. Doch wir blieben in Kontakt.

Tag 7: Bastia – Und dann kam der Notruf

Ankunft in Bastia – keine Verspätung, keine Schäden, kein Theater. Ich entlade die Jacht sauber, will gerade zum Café, da kommt der Anruf vom Hafenbüro:

„Kyrre? Wir brauchen dich. Jetzt. Ein anderer Spediteur ist tagelang überfällig – und wir haben ein Problem.“

Ich springe zurück in den Scania. Vor Ort steht eine 30,5 Tonnen schwere Baumwollerntemaschine, unfassbar klobig, ein Koloss auf Rädern. Ich nehme den Auftrag. Noch während die Frachtpapiere fertig gemacht werden, organisiert die Dispo den passenden Tieflader von einem lokalen Anbieter.

Beim Aufsatteln tropft Öl bei der Erntemaschine. Kein guter Anfang, aber die Maschine wird fixiert, alle Checks gemacht – ich bin unterwegs. Richtung Ajaccio, quer durch das gebirgige Herz von Korsika.

Der Weg: Wild. Wunderschön. Gefährlich.

Die Straßen? Schmal. Kurven wie Schlangen. Zweimal musste ich anhalten, weil Ziegen mitten auf der Straße standen – eine grimmige Omi stand daneben und schimpfte auf korsisch, als hätte ich ihr den Tag versaut. Ich lachte, sie auch.
Mittags eine Pause in einem kleinen Dorf. Ich aß eine Quiche mit korsischem Schinken und Kastanienhonig – auf Empfehlung des Tankwarts. Unglaublich gut.

Kurz vor Ajaccio, auf einer Abfahrt, fing es an zu regnen. Wenig Sicht, steile Kurven, aber der Scania bremste stabil. Keine Rutscher, keine Probleme. Ich kam gegen 19:45 Uhr am Zielhof an.

Entladen. Trailer zurück an den Verleiher. Der Scania wieder solo.

Jetzt: Hotel. Dusche. Kaltgetränk. Füße hoch.

Zwei Fuhren. Zwei Trailer. Zwei Inseln. Und mehr Abenteuer, als ich geplant hatte.
Manchmal kommt das Geschäft von allein – wenn du bereit bist, sofort zu fahren.